Ungewöhnliche Geschäftsidee: Wie Gullydeckel modisch in Szene gesetzt werden

Horhausen-Luchert

Ungewöhnliche Geschäftsidee: Wie Gullydeckel modisch in Szene gesetzt werden

Beate Christ 07.07.2018, 06:30 Uhr

Manchmal liegen gute Ideen auf der Straße. Man muss sie nur sehen. Im Falle von Rainer und Daniel Schuster aus dem Horhausener Ortsteil Luchert waren es Gullydeckel, die das Vater-Sohngespann zu einer außergewöhnlichen Geschäftsidee inspirierten. Sie drucken Gullydeckelmotive auf T-Shirts.

 

Daniel und Rainer Schuster in ihrer Werkstatt. Auf Bestellung bedrucken sie bunte T-Shirts und Sportbeutel mit den Motiven unterschiedlicher Gullydeckel. Rund 15 Motive sind sofort abrufbar, weitere sollen demnächst folgen.
Foto: Beate Christ

Die Schusters, beide seit vielen Jahren in der Sanierung von Abwassersystemen tätig, kommen viel rum. Klar, meist lässt ihre Arbeit es nicht zu, immer das sichtbar Schöne der Städte, in denen sie arbeiten, zu sehen. Aber das, was die Schächte der Abwassersysteme der Städte verschließt und ihnen quasi jeden Tag direkt vor den Füßen liegt, entpuppte sich für die Schusters als oftmals kunstvoll gestaltetes Gebilde.

Daniel Schuster (32 Jahre) brachte immer wieder Fotos von besonders auffallenden Gullydeckeln mit nach Hause. „Von da an habe ich immer häufiger nach unten auf den Boden geblickt“, berichtet er. Und dieser Blick lohnte sich. „Viele Gullydeckel sind besonders aufwendig gestaltet. Mit Motiven bekannter Bauwerke oder Wahrzeichen der Stadt beispielsweise“, sagt Rainer Schuster. Einige würden auch die Historie einer Stadt widerspiegeln. Genau diese Motive wollten Daniel und Rainer Schuster auch anderen Menschen zugänglich machen, und so war die Idee für „Gully-Fashion“, wie sie ihr kleines Unternehmen nennen, geboren.

In Originalgröße bannen die Schusters die Bildnisse von Gullydeckeln aus Koblenz, Andernach, München, Köln, Berlin und anderen Städten auf T-Shirts. Bis das so funktionierte, wie es sich die beiden vorgestellt hatten, war es allerdings ein langer Weg des Ausprobierens. „Man kann ja nicht einfach einen Abdruck nehmen, der wäre spiegelverkehrt“, benennt Rainer Schuster ein Problem. Auch ein Originalfoto auf den Stoff zu drucken, sei keine Option gewesen. Es hätte zu viele Schattierungen gehabt.

So bearbeiten die Schusters die Fotos von den Gullydeckeln grafisch so aufwendig, bis sie sozusagen einen „Motivstempel“ daraus gemacht haben. Das nimmt viele Stunden in Anspruch, für einfache Motive rechnet Daniel rund 16 Stunden ein. Sind viele Details im Bild, wie in seinem Lieblingsmotiv aus Berlin, so muss er viel mehr Zeit investieren. Im rund 120 Jahre alten Wohnhaus der Schusters in Luchert haben Vater und Sohn den einstigen Stall in eine Werkstatt verwandelt. Im Zentrum steht der große Drucker, der die Motive auf T-Shirts, Pullover oder Sportbeutel bannt.

Mittlerweile können sie 15 Motive direkt abrufen und bei Bestellung drucken, weitere 70 Gullydeckel haben sie bereits fotografiert, die demnächst angeboten werden können. Jedes T-Shirt, das die beiden bedrucken, ist ein Unikat und soll die Menschen mit ihrer Heimatstadt verbinden. „Wir wollen in Zukunft auch gerne interessante Storys über die Motive der Gullydeckel aus verschiedenen Städten auf unserer Homepage liefern“, kündigt Rainer Schuster an. Und er hat auf jeden Fall auch Interesse an Kooperationen mit den jeweiligen Städten. So wurden die Schusters beispielsweise auch schon von der Nordseeinsel Langeoog anschrieben, und angefragt, ob Interesse an einer Zusammenarbeit besteht. Unterstützung erhalten die Gründer von „Gully-Fashion“, wie könnte es anders sein, von ihren Frauen Birgit Schuster und Jasmin Seker. „Die zwei beraten uns, wenn es um die Auswahl der Farben oder Schnitte geht“, sagt Rainer Schuster mit einem Augenzwinkern. Im Mai ging übrigens ihr Onlineshop an den Start und schon haben Vater und Sohn Schuster schon wieder neue Ideen im Kopf, wie sie ihr Angebot weiter entwickeln können. „Vielleicht kommen noch bedruckte Stoffbeutel hinzu, um eine Alternative zu Plastiktüten zu bieten“, kündigt Rainer Schuster an. Und wer weiß, vielleicht sind irgendwann auch mal Motive von Gullydeckeln aus anderen Ländern auf den T-Shirts zu sehen? Denn selbst im Urlaub können die Schusters es nicht lassen, hin und wieder mal auf die Straße zu schauen.

Von unserer Reporterin Beate Christ

Quelle Rhein-Zeitung: https://www.rhein-zeitung.de/region/lokales/altenkirchen-betzdorf_artikel,-ungewoehnliche-geschaeftsidee-wie-gullydeckel-modisch-in-szene-gesetzt-werden-_arid,1839409.html

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